Mobilität und Verkehr
Unser Mobilitätsverhalten
Wie kommst du von deiner Wohnung zur Schule? Mit dem Auto oder dem Bus? Besuchst du deine Freunde mit dem Rad oder bringen dich deine Eltern mit dem Auto? Fliegst du mit deiner Familie in den Urlaub oder fahrt ihr mit der Bahn?
Mobil sein zu können, sich von A nach B bewegen zu können, ist für uns selbstverständlich. Die Art, wie und wie oft wir einen Weg zurücklegen, wird als »Mobilitätsverhalten« bezeichnet. In vielen Fällen können wir entscheiden, ob wir zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Bus oder dem Auto fahren.
Geschichte der Mobilität
Das Mobilitätsverhalten des Menschen hat die Welt entscheidend verändert. Und jede Erfindung, die die Fortbewegung veränderte, hat die Epochen der Menschheitsgeschichte mitbestimmt. Am Anfang der technischen Entwicklung von Fahrzeugen standen das Rad und der Ersatz menschlicher Muskelkraft durch Zugtiere. Es wurden immer mehr und immer wieder neue Fahrzeuge entwickelt, damit Waren und Menschen schneller und über größere Ent -
fernungen hinweg transportiert werden konnten. So wuchs der Verkehr auf der Straße, in der Luft und zu Wasser.
Der Verkehr nimmt zu
1950 gab es in Österreich ungefähr 100.000 Personenkraftwagen. Heute gibt es 4,2 Millionen. Das sind mehr als 40-mal so viel wie vor 60 Jahren. Wenn man heute alle Autos in Österreich hintereinander parken würde, ergäbe das eine Autoschlage von 20.500 km. Das entspricht dem halben Erdumkreis. 1950 hätte man dafür nur ein Strecke von ungefähr 500 km benötigt.
1955 flogen ca. 65.000 Menschen aus Österreich mit dem Flugzeug weg. 2007 waren es schon 11,8 Millionen. Das sind ungefähr 180 mal mehr. Würden sich alle Personen, die 2007 von Österreich weggeflogen sind, am selben Tag hintereinander am Schalter anstellen, würde das eine 5900 km lange Warteschlange ergeben. Das entspricht ungefähr der Ent fernung von Wien nach Neu Delhi in Indien.
Welche Probleme verursacht der Verkehr?
Wenn viele Menschen mit Autos fahren, mit Flugzeugen fliegen, und wenn viele Güter mit Lastkraftwagen, mit Flugzeugen oder auf der Schiene transportiert werden, ergeben sich mehrere Umweltprobleme:
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Verkehrswege wie Autobahnen und Straßen zerschneiden Landschaften und Lebens -
räume von Tieren, von Menschen und gerade auch von Kindern.
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Die mit Verbrennungs- oder Elektromotoren angetriebenen Verkehrsmittel verbrauchen
Energie, verbrennen Treibstoffe und verursachen Abgase und CO2, das in großen Mengen
schädlich für das Weltklima ist. Der Verkehr ist einer der größten Energieverbraucher
in Österreich.
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Verkehrsunfälle verlangen Jahr für Jahr Opfer an Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen.
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Viel Verkehr verursacht Lärm, der belästigt und krank macht.
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Vehrkehr ist ein Hauptverursacher von Feinstaub und Luftschadstoffen, die für Menschen
und Tiere schädlich sind.
Kann das steigende Verkehrsaufkommen gestoppt werden?
Der Verkehr auf den Straßen, in der Luft und zu Wasser nimmt so stark zu, dass die Erfolge in der Entwicklung von besseren Motoren nicht wirklich bemerkbar sind: Es werden immer mehr Güter und Personen mit dem LKW, mit dem Flugzeug oder dem Auto transportiert. So steigt die Umweltbelastung durch Abgase und Lärm nach wie vor an.
Es sind verschiedenste Maßnahmen notwendig, um die Umweltbelastungen zu verringern. Die fünf wichtigsten sind:
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Förderung des öffentlichen Verkehrs wie Zug, Bus und Straßenbahn.
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Verringerung des Güterverkehrs auf den Straßen.
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Verstärkte Entwicklung umweltschonender Antriebssysteme.
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Vermeidung von unnötigen Fahrten mit abgasreichen Verkehrsmitteln.
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Mehr zu Fuß gehen und mehr mit dem Rad fahren.
Welche Verkehrsmittel gibt es?
Zu Fuß: Wer zu Fuß geht, belastet die Umwelt nicht und tut etwas für seine Gesundheit. Wenn der Weg zur Schule, zu Freunden oder in die Arbeit nicht zu lange ist, sollte man ihn zu Fuß zurücklegen. Achte dabei darauf, dass du dabei stark befahrene Straßen meidest und Schutzwege und Gehsteige benützt. Damit du für die anderen Verkehrsteilnehmer wie Autos und Fahrräder gut sichtbar bist, solltest du helle Kleidung und eine Schultasche mit Reflektoren tragen.
Fahrrad: Fährst du mit dem Rad, hältst du dich fit und fügst der Umwelt keinen Schaden zu. Deswegen könntest du für Wege, die zu weit sind um sie zu Fuß zurückzulegen das Fahrrad verwenden. Wähle dafür Fahrradwege; denn da fährst du sicherer als auf der Straße. Und achte darauf, dass dein Fahrrad gut mit Licht, Reflektoren und Bremsen ausgerüstet ist und gut in Schuss ist. Lasse dein Fahrrad jährlich von einem Fahrradspezialisten überprüfen.
Öffentliche Verkehrsmittel: Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln zählen Busse, Straßenbahnen, U-Bahnen, und der Zug. Sie sind für die Umwelt viel weniger schädlich als das Fahren mit dem PKW. Denn mit öffentlichen Verkehrsmitteln können immer viele Personen gleichzeitig fahren. So gelangen pro zurückgelegter Fahrt durchschnittlich weniger Schadstoffe in die Umwelt als bei der gleichen Fahrt mit dem Auto. Wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule oder zu deinen Freunden fährst, solltest du dich über die genauen Fahrtzeiten informieren. So kommst du pünktlich und ohne lange Wartezeiten an deinem Ziel an. Beachte, dass du den Weg zum öffentlichen Verkehrsmittel und den Weg von der Haltestelle zu deinem Ziel kennst.
Auto: Mit dem Auto kommt man fast überall hin. Aber vor allem in den Städten gibt es viel zu viel Autoverkehr. Das schadet der Umwelt, macht viel Lärm und die Straßen gefährlicher. Deswegen überlege, ob du für den gleichen Weg umweltfreundlichere Verkehrsmittel verwenden kannst.
Wenn es jedoch weder Bus, Straßenbahn noch Zug gibt, dann überlege, ob du mit Freundinnen und Freunden im Auto mitfahren kannst. In einer solchen Fahrgemeinschaften verursachst du nämlich insgesamt weniger Schadstoffe und auch etwas weniger Verkehr auf der Straße.
Motorrad: Mit dem Motorrad können kurze oder mittlere Wege zurückgelegt werden. Das Motorrad belastet die Umwelt zwar nicht sosehr wie ein Auto, ist aber weitaus
gefährlicher.
Bahn: Die Bahn wird auch zu den öffentlichen Verkehrsmitteln gezählt. Mit ihr kann man weite Entfernungen zurücklegen, ohne der Umwelt großen Schaden zuzufügen. Deswegen eignet sie sich gut, um mit ihr in den Urlaub oder zu anderen, weiter entfernten Zielen zu reisen. Mit der Bahn werden aber nicht nur Personen, sondern auch verschiedenste Güter transportiert. Leider gibt es nicht in jedem Ort einen Bahnhof. Deswegen müssen die
Waren meist mit dem Lastkraftwagen zu einem Bahnhof gebracht, beziehungsweise von einem Bahnhof abgeholt werden. Aber trotzdem ist es für die Umwelt besser, Güter über große Entfernungen auf der Schiene zu transportieren und Fahrten mit dem LKW zu vermeiden. Denn Lastkraftwagen verursachen zum Beispiel ungefähr 17-mal mehr schädliches CO2 als die Bahn beim Gütertransport.
Lastkraftwagen: Lastkraftwagen transportieren schwere und leichte Güter. Sie werden mit Diesel angetrieben und verursachen deswegen Luftschadstoffe, schädliches CO2 und Lärm. Große Sattelschlepper transportieren mehrere Tonnen schwerer Materialien über tausende von Kilometern. Andere Lastkraftwagen legen nur kurze Wege zurück; zum Beispiel um einen Supermarkt mit Waren zu beliefern. So kann man sagen, dass LKWs für unser tägliches Leben zum Teil notwendig sind. Aber andererseits können manche Güter auch mit der Bahn oder mit dem Schiff transportiert werden, was für die Umwelt viel besser ist.
Schiff: Schiffe belasten die Umwelt nur wenig. Weil sie aber nur im Wasser fahren können, sind sie für den täglichen Personenverkehr in Österreich von geringer Bedeutung. Weltweit werden Schiffe hauptsächlich für den Transport von schweren Gütern eingesetzt. Für diesen Verwendungszweck belasten sie die Umwelt im Vergleich zu LKWs und Flugzeugen weniger.
Flugzeug: Mit dem Flugzeug werden Personen und Waren transportiert. Das Flugzeug belastet die Umwelt von allen Verkehrsmitteln am meisten. Lärm und Abgase beim Starten und Landen werden von vielen Leuten beklagt. Und vor allem die Schadstoffe, die während einem Langstreckenflug in großen Höhen ausgestoßen werden, schädigen das Klima ganz besonders. Deswegen sollte man Fliegen möglichst vermeiden und andere Verkehrsmittel für den Urlaub und das Reisen vorziehen.
Verkehr und Schule - was können wir tun?
Täglich machen sich Schülerinnen und Schüler, sowie Lehrkräfte und Eltern auf den Weg zur Schule oder zur Arbeit. So entsteht viel Verkehr. Vor allem aufgrund der vielen Autos sind dann zu bestimmten Zeiten die Straßen verstopft und viele Menschen stehen im Stau.
Gehen, Rad fahren und öffentlicher Verkehr sind umweltbewusst und sicher. Je mehr Wege wir so zurücklegen, umso größer ist unser Beitrag zum Umweltschutz und zu einer nachhaltigen Gesellschaft.
Überlege dir, wie du deinen Schulweg zurücklegen kannst:
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Kannst du mit deinen Freundinnen und Freunden zu Fuß zur Schule gehen?
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Gibt es einen sicheren Fahrradweg zur Schule?
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Gibt es in deiner Schule ausreichend Fahrradabstellplätze, wo du dein Fahrrad sicher
befestigen kannst?
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Gibt es Busse oder eine Straßenbahnen, die bis zur Schule fahren?
Wähle deinen Schulweg so, dass du sicher zum Ziel kommst, etwas für deine Fitness tust und die Umwelt möglichst wenig belastest.
Wusstest du, dass ...
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in Österreich bereits 4,2 Millionen Pkw und etwa 354.000 LKW gemeldet sind.
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wenn man alle österreichischen Autos hintereinander aufstellen würde, eine Autoschlange von rund 20.500 km entstünde. Das entspricht einer halben Erdumkreisung oder der 2,5-fachen Distanz vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt Afrikas.
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wenn man alle Autos in Österreich auf Fußballplätze stellen würde, ungefähr 7000 große Fußballfelder (80x110 Meter bei Stellplatz 5x3 Meter) gebraucht werden würden.
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jeder verbrauchte Liter Sprit ca. 4 kg CO2 verursacht.
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für einen Kilometer, den eine Person zurücklegt, die Fahrt mit dem PKW beinahe 5 mal so viel CO2-Emissionen verursacht wie die Fahrt mit der Bahn.
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im Jahr 2007 in Österreich 709 Millionen Tonnen Güter transportiert wurden, 354 Millionen Tonnen davon auf der Straße, 227 Millionen Tonnen in der Luft, 116 Millionen Tonnen auf der Schiene, 12 Millionen Tonnen auf der Donau. Für jede Einwohnerin bzw. jeden Einwohner wären dies 242 Kilogramm pro Tag.
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der Gütertransport mit der Bahn eindeutig »klimafreundlicher« ist: Wird eine Tonne einen Kilometer transportiert, so verursacht sie mit dem LKW rund 17 mal so viel CO2-Emissionen wie mit der Bahn.
Meilensteine in der Entwicklung der Mobilität
3800 vor Christus. |
Erfindung des Rades. Die ersten Räder waren Scheiben aus massivem Holz. |
3000 vor Christus: |
Erste historisch nachgewiesene Verwendung von Segelschiffen |
1400 |
Die ersten Pferdekutschen werden gebaut. |
1600 |
Durch Erfindung der Stahlfedern zur Federung des Wagens wird die Kutsche immer mehr zum allgemeinen Beförderungsmittel für Personen. |
1783 |
In Frankreich wird das erste funktionierende Dampfschiff mit dampfangetriebenem Schaufelrad gebaut. |
1783 |
Die Brüder Montgolfier führen die erste Luftfahrt mit einem Heißluftballon durch. |
1825 |
George Stephenson baut die erste, mit einer Dampflokomotive betriebene, Eisenbahn. Der Zug erreicht eine Geschwindigkeit von 17 km/h. |
1832 |
Die erste Pferdestraßenbahn der Welt verkehrt in New York. |
1840 |
Kirkpatrick Macmillan, ein Hufschmied aus Schottland, erfindet das erste Fahrrad mit Tretkurbeln und Pedalen. |
1862 |
Das Wort »Automobil« wird erfunden, als der französische Ingenieur Etienne Lenoir das erste, mit Gasmotor betriebene, Straßenfahrzeug baut (auto = selbst, mobil = beweglich). |
1870 |
Der Österreicher Siegfried Marcus konstruiert das erste benzinbetriebene Fahrzeug. |
1876 |
Nikolaus August Otto entwickelt den Viertaktmotor, der die Basis für die ersten Benzinmotoren bildet. |
1883 |
Die erste Teilstrecke der Dampftramway in Wien wird eröffnet. |
1885 |
Zwischen Mödling und Hinterbrühl verkehrt eine der ersten elektrischen Straßenbahnen in Europa. |
1885 |
Das erste Motorrad wird aus Holz gefertigt und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 18 km/h. |
1886 |
Der Deutsche Gottlieb Daimler stellt das erste vierrädrige Kraftfahrzeug her: eine Pferdekutsche, die mit einem Benzinmotor ausgerüstet ist. |
1895 |
Der erste benzinbetriebene Autobus bietet Platz für 8 Fahrgäste. Er hat 5 PS und fährt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 km/h. |
1891-1896 |
Der »Pionier des Gleitfluges«, Otto von Lilienthal, unternimmt über 2000 systematische Versuchsflüge, von denen der längste über 300 m weit führt. 1896 verunglückt er bei einem Flugversuch tödlich. |
1900 |
Ferdinand Graf von Zeppelin konstruiert ein Luftschiff mit Benzinmotor. Es ist mit Wasserstoff gefüllt und hat ein starres Metallgerüst. |
1903 |
Die Brüder Wright unternehmen den ersten gelungenen Flugversuch mit einem Tragflächen-Motorflugzeug. |
1927 |
Charles Lindbergh unternimmt den ersten Nonstop-Flug von New York nach Paris und benötigt dafür 33 Stunden und 30 Minuten. |
1933 |
Der erste Flug rund um die Welt dauert vom 15. bis zum 22. Juli. |
1947 |
Mit einem amerikanischen Raketenflugzeug ist erstmals ein Mensch mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs. |
1957 |
Mit dem Start des Satelliten »Sputnik 1« durch die UdSSR beginnt das Satellitenzeitalter und damit eine neue Epoche in der Nachrichtentechnik. |
1961 |
Der russische Kosmonaut Jurij Gagarin unternimmt den ersten bemannten Flug ins All. Er umkreist in einer Raumkapsel die Erde. |
1969 |
Mondlandung der Raumfähre »Apollo 11«. Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. |
1970 |
Der Jumbo-Jet »Boeing 747« wird in Betrieb genommen. Mit mehr als 400 Sitzplätzen eröffnet er die Ära der Großraumflugzeuge. |
1976 |
Das schnellste Verkehrsflugzeug der Welt, die »Concorde«, beginnt ihren Liniendienst. Sie ist mit 2300 km/h fast doppelt so schnell wie der Schall. |
1976 |
Die U4 fährt als erste U-Bahn in Wien zwischen Heiligenstadt und Friedensbrücke. |
1981 |
Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV (Train à Grande Vitesse) nimmt seinen Betrieb auf. Sein 1990 aufgestellter Geschwindigkeitsrekord beträgt 515 km/h. |
1997 |
Der Toyota Prius wird als erstes Hybridauto serienmäßig hergestellt und ist mit tlerweile in der zweiten Generation erhältlich. Er besitzt einen Benzin- und einen Elektromotor. |
2003 |
Die bisher einzige Magnetschwebebahn (Modell Transrapid) wird in Shanghai als Flughafenzubringer errichtet. Es handelt sich um ein elektromagnetisches Schwebesystem mit Linearmotorantrieb und berührungsfreier Stromzufuhr. |
2006 |
In Berlin sind bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zwei Busse mit Wasserstoffverbrennungsmotoren im Dauereinsatz. |
Quelle bis 1997: Wiener Linien, »Mobilität – Herausforderung im neuen Jahrtausend«